Die Methode der Traumarbeit nach Ortrud Grön:

 

Träume werfen einen sehr genauen inneren Blick auf seelische Reifungsprozesse, wodurch sie den Einstieg in die Problematik des Träumers unmittelbar ermöglichen. Die präzise Problemfokussierung gehört zu den wesentlichen Elementen der Traumarbeit von Ortrud Grön (TAOG). Sie ergibt sich aus den folgenden wesentlichen Aspekten:

  • Dem Erkennen der materiell-sachlichen Bedeutung eines Traumbildes und der Transformation dieses Inhaltes auf die subjektiv seelisch-geistige Ebene der träumenden Person.
  • Dem Erkennen der Struktur des Traumes, die das Problem, das Problemverhalten des Träumenden und die Lösungsschritte daraus beschreibt. Voraussetzung dafür ist, dass der Träumende lernt, seine Situation und sein Verhalten in der bildhaften Sprache des Traumes zu erkennen. Dies geschieht über einen Dialog zwischen den sachlich-objektiven und den persönlich-subjektiven Inhalten der Bilder, sowie deren sinnvoller Verknüpfung mit dem Problemfeld, dem Problemverhalten und der Problemlösung. Durch das präzisierte Verständnis der Bilder können auch in Kurzzeittherapien tiefgreifende Einsichten erworben werden.
  • Dem Erkennen der Folgerichtigkeit der Naturgesetze, die ihr Abbild in der Reifung der menschlichen Seele finden. Über dieses Naturverständnis wird der Träumende im Traum zu jenen Kräften geführt, die er für seinen persönlichen Reifungsprozess gewinnen muss. Die enge Einbettung des Traumgeschehens und seiner Bilder in die Geborgenheit und die Präzision allgemeiner Naturgesetzlichkeit, ermöglicht in der TAOG eine besonders genaue Eingrenzung der bildsprachlichen Bedeutung.

Zur Vorgehensweise

Traumarbeit bedeutet, dass der Träumende über die Erarbeitung seiner Trauminhalte aktuelle Konflikte besser erkennen und verstehen kann, und aus diesen Inhalten heraus konkrete Lösungsschritte ableiten kann.

Der Träumende verschriftlicht seinen Traum, und macht sich Notizen zu den wichtigsten Ereignissen und Gefühlen des Vortages. Diese Vorlage ist die Grundlage der Traumarbeit, die, je nach Länge des Traumes, eine oder mehrere Stunden Bearbeitungszeit in Anspruch nimmt.

Der Ansatz ist besonders hilfreich, wenn es darum geht, die unbewusste Gleichnissprache des Traumes zu übersetzen, zu der wir oft keinen ausreichenden Zugang haben. Diese Sprache kann den inneren Konflikt sehr präzise beschreiben und bietet somit eine Möglichkeit, innere Prozesse besser zu verstehen und anzunehmen, wo ansonsten rationale Ebenen der bewussten Reflektion eher in Widerstand geraten können.

Für wen es eine nachvollziehbare Vorstellung ist, dass Träume eine Gleichnissprache darstellen, die dem Träumer seine Konflikte und deren Möglichkeiten zur Bewältigung aufzeigen wollen, für den ist die Traumarbeit ein empfehlenswertes therapeutisches Instrument. Das Verständnis dieser gleichnishaften Sprache ist also eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Traumarbeit. Isoliert angewandt in Form von Deutungen, führt sie aber nicht zum Ziel. Die Auseinandersetzung muss immer verschränkt werden mit der tatsächlichen Lebenssituation des Träumenden und dem therapeutischen Zugang zu dessen Konflikten und Bewältigungsstrategien.

Wer besondere Freude an der Auseinandersetzung mit Geschichten hat, metaphorische Ebenen schätzt und sich, zum Beispiel in der Reflektion von Literatur, immer wieder zentrale Erkenntnisse erschließt, für den ist die Traumarbeit vielleicht eine besonders hilfreiche und auch unterhaltsame Herangehensweise. Träume sind nicht das alternative Tagebuch, aber ein fokussiertes Stück eigener Geschichte. Sie folgen einem klaren Narrativ, und entwickeln eine innere Logik, deren Verständnis immer wieder verblüffend sein kann. Bis hin zu einem Finale, das einem die Augen – behutsam oder drastisch – zu öffnen versucht. Der Träumende erhält die Möglichkeit, sich auf diese Art neu zu erzählen und neu zu verstehen. Und dann, wie immer in gelingenden therapeutischen Prozessen, etwas in die Tat umzusetzen, wozu es einem vorher an Entschlossenheit gefehlt hat. Denn Träume zielen immer auf Prozesse der inneren Freiheit. Und den Mut zur Veränderung.

Und weil mir Bücher so am Herzen liegen, hier ein Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher:

Benjamin Alire Sáenz: Aristoteles und Dante

Manchmal glaube ich, ich verheimliche vor mir selbst, worüber ich wirklich nachdenke. Das ergibt eigentlich keinen Sinn, aber für mich schon. Ich könnte mir vorstellen, dass wir träumen, weil wir an Dinge denken – und diese Dinge schleichen sich in unsere Träume. Vielleicht sind wir die Reifen, die zu viel Luft enthalten. Die Lust muss heraussickern. Das sind dann unsere Träume.

Träume kommen nicht aus dem Nichts. So viel steht fest. Ich glaube, ich möchte mich später mit Traumkunde befassen, wenn ich alt genug bin und mir selbst aussuchen kann, was ich studiere… Ja, vielleicht beschäftige ich mich mit Träumen und woher sie kommen. Freud. Vielleicht mache ich das – ich schreibe einen Aufsatz über Sigmund Freud. Auf diese Weise kriege ich einen Vorsprung.

Und vielleicht helfe ich Menschen, die Albträume haben. Damit sie keine mehr haben. Ich glaube, das würde mir gefallen.“

Michael Bohl (Traumarbeiter / TAOG)

Zur Person von Ortrud Grön:

„Ich bin in meiner Forschungsarbeit dem Gedanken gefolgt, dass wir mit unserem gesamten Denken, Fühlen und Handeln in die Ordnung der Natur eingebunden sind.

Die Natur liefert uns in allen ihren Bildern Analogien für unsere sich ständig erneuernde Kraft, Leben zu gestalten. Das verlangt, die Bedeutung der Naturgesetze auf die geistige Ebene zu transformieren.

Alle anderen Bilder eines Traumes werden ebenfalls als Gleichnis für die Verhaltensweisen des Träumenden erarbeitet. Dabei folgen die Traumszenen einer Struktur, die das Problemumfeld, den Zwiespalt und die Lösungswege aufzeigt.

In meiner Traumforschung folgte ich u.a. einem Gedanken, die der Biologe und Theologe Teilhard de Chardin so nachdrücklich formulierte:

Ich glaube, dass die Welt eine Evolution ist,
ich glaube, dass die Evolution auf den Geist hinstrebt,
ich glaube, dass sich der Geist im Personalen vollendet

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